«Berset soll bei Corona Verantwortung abgeben»
BERN. Aus Politik und Wirtschaft werden Fehlentscheide unter Alain Berset kritisiert. Der Ruf nach einem Krisenstab wird lauter.
Die Pannenserie beim Gesundheitsdepartement wird immer länger: kein Schweizer Impfstoff, Lecks bei der Impfplattform, massenweise verdorbene Tests – und jetzt kein Zugriff auf das neue Corona-Medikament von Roche. Bei Politik und Wirtschaft wächst der Ärger. Alain Berset habe das Dossier nicht im Griff, heisst es: Er solle an einen Krisenstab abgeben.
Nach dem «nicht brauchbaren» Pandemieplan, dem «Maskendebakel», der «gescheiterten Impfdatenbank» und der «mangelhaften Impfstoffbeschaffung» bringt für SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi das Fass zum Überlaufen, dass das BAG auch bei den Medikamenten von Roche schon wieder nicht zugegriffen habe. «Bundesrat Alain Berset hat nach mehr als einem Jahr seit Beginn der Pandemie das BAG noch immer nicht so aufgestellt, dass es wie ein Krisenstab bei einer Naturkatastrophe agiert.» Für Aeschi ist deshalb klar: Es braucht einen Krisenstab, der die Schlüsselpositionen im BAG übernimmt und Berset Verantwortung abnimmt. Auch SVPPräsident Marco Chiesa hält die «versäumte Beschaffung» des Medikaments von Roche für einen weiteren strategischen Fehler. «Offenbar hat Gesundheitsvorsteher Alain Berset weder das Corona-Dossier noch sein BAG im Griff.»
Ein professionelles Krisenmanagement fordert auch Hans Klaus, u.a. Ex-Informationschef des EJPD: «Als Bundesrat muss Berset immer versuchen, alle Ansprüche zu berücksichtigen. So wird oft nicht das entschieden, was das Problem am besten löst, sondern was politisch opportun ist.» Ein Krisenmanager darf laut Klaus Fehler machen und kann diese auch wieder korrigieren.
Kritik gibt es auch aus der Wirtschaft: «Die Ungereimtheiten häufen sich», sagt Roland Müller, Direktor des Arbeitgeberverbands. Das BAG brauche im Krisenmanagement dringend Verstärkung. Doch obwohl man im VBS Leute mit Erfahrung im Krisenmanagement habe, die dem BAG unterstützend zur Seite stehen könnten, verzichte man auf ihr Know-how. Das sei nicht nachvollziehbar.
Verteidigt werden Berset und das BAG von SP-Fraktionschef Roger Nordmann: «Beim Impfstoff hat sich herausgestellt, dass die Schweiz sich früh viele Dosen der einzigen zwei Impfstoffe gesichert hat, bei denen bis heute keine Probleme aufgetreten sind.»