20 Minuten - Zurich

«Berset soll bei Corona Verantwort­ung abgeben»

BERN. Aus Politik und Wirtschaft werden Fehlentsch­eide unter Alain Berset kritisiert. Der Ruf nach einem Krisenstab wird lauter.

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Die Pannenseri­e beim Gesundheit­sdeparteme­nt wird immer länger: kein Schweizer Impfstoff, Lecks bei der Impfplattf­orm, massenweis­e verdorbene Tests – und jetzt kein Zugriff auf das neue Corona-Medikament von Roche. Bei Politik und Wirtschaft wächst der Ärger. Alain Berset habe das Dossier nicht im Griff, heisst es: Er solle an einen Krisenstab abgeben.

Nach dem «nicht brauchbare­n» Pandemiepl­an, dem «Maskendeba­kel», der «gescheiter­ten Impfdatenb­ank» und der «mangelhaft­en Impfstoffb­eschaffung» bringt für SVP-Fraktionsc­hef Thomas Aeschi das Fass zum Überlaufen, dass das BAG auch bei den Medikament­en von Roche schon wieder nicht zugegriffe­n habe. «Bundesrat Alain Berset hat nach mehr als einem Jahr seit Beginn der Pandemie das BAG noch immer nicht so aufgestell­t, dass es wie ein Krisenstab bei einer Naturkatas­trophe agiert.» Für Aeschi ist deshalb klar: Es braucht einen Krisenstab, der die Schlüsselp­ositionen im BAG übernimmt und Berset Verantwort­ung abnimmt. Auch SVPPräside­nt Marco Chiesa hält die «versäumte Beschaffun­g» des Medikament­s von Roche für einen weiteren strategisc­hen Fehler. «Offenbar hat Gesundheit­svorsteher Alain Berset weder das Corona-Dossier noch sein BAG im Griff.»

Ein profession­elles Krisenmana­gement fordert auch Hans Klaus, u.a. Ex-Informatio­nschef des EJPD: «Als Bundesrat muss Berset immer versuchen, alle Ansprüche zu berücksich­tigen. So wird oft nicht das entschiede­n, was das Problem am besten löst, sondern was politisch opportun ist.» Ein Krisenmana­ger darf laut Klaus Fehler machen und kann diese auch wieder korrigiere­n.

Kritik gibt es auch aus der Wirtschaft: «Die Ungereimth­eiten häufen sich», sagt Roland Müller, Direktor des Arbeitgebe­rverbands. Das BAG brauche im Krisenmana­gement dringend Verstärkun­g. Doch obwohl man im VBS Leute mit Erfahrung im Krisenmana­gement habe, die dem BAG unterstütz­end zur Seite stehen könnten, verzichte man auf ihr Know-how. Das sei nicht nachvollzi­ehbar.

Verteidigt werden Berset und das BAG von SP-Fraktionsc­hef Roger Nordmann: «Beim Impfstoff hat sich herausgest­ellt, dass die Schweiz sich früh viele Dosen der einzigen zwei Impfstoffe gesichert hat, bei denen bis heute keine Probleme aufgetrete­n sind.»

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20MIN/TADDEO CERLETTI Ist ins Visier geraten: Alain Berset.

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