Jugendliche sehen Pornos als Problem
ZÜRICH. Während der Pandemie ist bei vielen der Konsum von Pornos erheblich gestiegen – drei Leser erzählen.
«Seit Corona da ist, ziehe ich mir jeden Tag Pornofilme rein», sagt Single Lukas* (28). Mit seinem hohen Pornokonsum ist er nicht allein. Buchhalter Marcel* (27) schaut seit der Pandemie fast täglich Pornos: «Aber nicht, weil ich es brauche, sondern aus Langeweile. Es gibt nichts zu tun, ich kann nicht raus.» Die Langeweile nennt auch der 19-jährige Student Paul* als Grund. Ehe er sichs versehe, habe er Pornhub schon geöffnet. Beim Lockdown vor einem Jahr gab Pornhub seine Premiuminhalte für eine bestimmte Zeit für alle Nutzerinnen und Nutzer frei – ein Coup, der aufging. Die Zugriffe auf die Site des weltweit grössten Anbieters für Internetpornos stiegen in der Schweiz danach um über 20 Prozent.
Doch der häufige Konsum hat auch Schattenseiten: Gemäss einer Studie aus der «Zeitschrift für Sexualforschung» gibt jeder dritte Mann in der Schweiz an, dass er seinen Pornokonsum als «zu hoch» einstuft. Gleichzeitig haben Erektionsstörungen zugenommen. In den letzten Jahren sei generell ein Anstieg zu beobachten gewesen – vor allem bei jungen Männern, heisst es weiter. Dass die vielen Pornos zum Problem werden können, war Lukas lange nicht klar: «Erst, als ich mit einer Frau intim geworden bin – nichts regte sich.» Ähnliches berichtet auch Paul: Als er mit einer Frau im Bett gewesen sei, habe er nicht mehr gewusst, was er genau tun solle. «Sie ging dann wieder.» Marcel hingegen habe noch keine Probleme wie Erektionsstörungen gehabt: «Pornos sind Fiktion und Sex ist die reale Welt – diese Trennung klappt ziemlich gut.» Er wisse aber, dass der hohe Konsum nicht der richtige Weg sei.
Lukas spricht von einem Teufelskreis: Er schaue Filme und wolle Sex. Komme es tatsächlich dazu, klappe es wegen der Filme und seiner hohen Erwartungen nicht. Dann schaue er wieder Filme, weil es eben nicht geklappt habe. Und so gehe es immer weiter. Sein Wunsch nach normalem Sex sei gross. «Doch solange Corona nicht vorbei ist, werde ich das nicht schaffen – es ist einfach zu schwer.»
* Namen geändert