Neue Mafiosi drängen in die Schweiz
Mindestens 5000 Verbrecherclans treiben in Europa ihr Unwesen. Laut dem Bundesamt für Polizei ist auch die Schweiz betroffen: Gerade die italienische ’Ndrangheta sei in der Schweiz präsent, so eine Sprecherin. Sie warnt: «Wir beobachten, dass sich eine neue Generation Mafiosi installieren will.»
Die Mafiosi nutzten den Finanzplatz zur Geldwäsche, investierten Geld aus kriminellen Aktivitäten aber auch in Restaurants oder Immobilien.
BERN. In Europa nimmt die organisierte Kriminalität zu. Sie macht auch an der Schweizer Grenze nicht halt. Das Fedpol zeigt sich besorgt.
Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat an einem europaweiten Bericht der Strafverfolgungsbehörden mitgearbeitet. Untersucht wurden die Aktivitäten von Mafia-Syndikaten und anderen kriminellen Gruppierungen. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss: Mindestens 5000 Verbrecherclans treiben in Europa ihr Unwesen. FedpolSprecherin Anne-Florence Débois sagt: «Die Mafiosi nutzen den Finanzplatz Schweiz zur Geldwäsche, investieren das kriminelle Geld aber auch in Restaurants und Immobilien. Sie sind in alle Arten von Schmuggel verwickelt, einschliesslich Drogen- und Waffenhandel.»
Insbesondere sei die italienische Mafia, konkret die ’Ndrangheta, in der Schweiz stark aktiv. Unvergessen die Bilder einer Überwachungskamera aus einem Boccia-Club in Wängi aus dem Jahr 2016. Sie zeigen eine ’Ndrangheta-Zelle dabei, wie sie den Drogenhandel organisiert. «Wir beobachten, dass sich hier eine neue Generation Mafiosi installieren will», sagt Débois.
Das erstaunt die Mafiaexpertin Zora Hauser nicht: «Wir befinden uns schon in der zweiten oder dritten Generation. Was ich in meinen Forschungen gesehen habe, ist, dass diese neuen Generationen immer unsichtbarer werden. Wenn das Fedpol sagt, dass man die Situation unterschätzt habe und man nicht wisse, was los sei, liegt hier das Problem.»
Das Fedpol will nun aufrüsten. Débois: «Wir haben die Arbeitsmethode COC Countering Organised Crime lanciert. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei und den Steuerbehörden, um die in der Schweiz angelegten Gelder der kriminellen Organisationen besser verfolgen zu können.»