20 Minuten - Zurich

«Ich wünsche mir nichts mehr als eine Freundin»

CHUR. Marco (27) leidet an Autismus, Zwangsstör­ungen und Schizophre­nie. Er wünscht sich Stabilität – und die grosse Liebe zu finden.

- MERET STEIGER

Marco, was ist an dir besonders? Einiges. Ich habe schon früh bemerkt, dass etwas an mir anders ist. In der Schule war mir oft übel, bei Vorträgen bin ich manchmal zusammenge­brochen, weil es mir einfach zu viel war. Doch was mir fehlte, war lange unklar. Erst als ich 13 Jahre alt war, bekam ich die Diagnose Autismus. Da konnten wir endlich mit einer Behandlung beginnen. Wie hat dein Umfeld reagiert? Meine Familie geht sehr gut damit um, sie haben viel Verständni­s und unterstütz­en mich, wo es nur geht. Welche Probleme hast du im Alltag? Durch den Autismus habe ich Mühe mit Veränderun­gen oder unerwartet­en Situatione­n. Ich habe beispielsw­eise auch grosse Probleme, spontan ein Gespräch zu führen, weil ich mich nicht darauf vorbereite­n kann. Bei der

Schizophre­nie ist es so, dass ich mich manchmal beobachtet und überwacht fühle.

Die Zwangsstör­ung äussert sich hauptsächl­ich in einem Ordnungszw­ang, ich fühle mich einfach nur wohl, wenn es sehr aufgeräumt und sauber ist. Wurdest du schon angefeinde­t? Glückliche­rweise kaum. Das liegt aber wohl auch daran, dass man mir meinen Autismus nicht auf Anhieb anmerkt. Mir ist es aber schon passiert, dass mich Leute als unhöflich bezeichnet haben oder dachten, ich starre sie an. Ich habe nicht viele soziale Kontakte und bin sehr unsicher, manchmal habe ich Angst, dass die Menschenhi­nter meinem Rücken über mich reden. Das fände ich furchtbar. Wie geht es dir heute? Es gibt immer noch bessere und schlechter­e Tage, aber ich nehme täglich meine Medikament­e. Zusammen mit regelmässi­gen Besuchen bei einer Psychiater­in gibt mir das Stabilität. Was mir fehlt, ist eine Freundin: Ich hätte sehr gern jemanden, der für mich da ist. Jemanden, mit dem ich in die Ferien gehen und Dinge unternehme­n kann, um danach zu schauen, was die Zukunft bringt. Ich möchte einfach jemanden finden, der mich so akzeptiert, wie ich bin. Wie läuft es beim Daten? Es ist nicht leicht und Corona macht das Kennenlern­en auch nicht einfacher. DatingApps finde ich nicht toll, weil ich mich in meiner Haut nicht wirklich wohlfühle und mich deswegen oft nicht traue, ein Foto von mir zu schicken. Ich habe das Gefühl, es dreht sich alles nur noch ums Äussere. WILLST DU MARCO KENNENLERN­EN? DANN SCHREIBE AN: ONELOVE@20MINUTEN.CH

 ?? PRIVAT ?? Lange wusste er nicht, was ihm fehlt: Marco (27) bekam erst als 13Jähriger die Diagnose Autismus.
PRIVAT Lange wusste er nicht, was ihm fehlt: Marco (27) bekam erst als 13Jähriger die Diagnose Autismus.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland