20 Minuten - Zurich

Untersterb­lichkeit löst Streit um Taskforce-Rechnung aus

ZÜRICH. Die Untersterb­lichkeit soll zum Indikator für Corona-Massnahmen werden: Die Taskforce winkt ab.

- PASCAL MICHEL

Seit Mitte Februar herrscht in der Schweiz eine Untersterb­lichkeit. Das Bundesamt für Statistik hat dafür zwei Erklärunge­n: Die Grippe, die in anderen Jahren gewütet hat, ist ausgeblieb­en. Anderersei­ts waren einzelne CovidVerst­orbene «vermutlich in so schlechter gesundheit­licher Verfassung, dass ihr Leben nur um wenige Wochen verkürzt wurde». Die Taskforce ging von durchschni­ttlich 5,4 bis 6,8 weiteren Lebensjahr­en aus für Personen, die an Covid19 sterben. Zur «SonntagsZe­itung» sagte Gesundheit­sökonom Konstantin Beck aber, die Modelle der Taskforce, auf denen der Shutdown im

Januar beruhte, hätten die gewonnene Lebenszeit als zu hoch eingeschät­zt. Das bestätigte Rudolf Minsch von Econonomie­suisse 20 Minuten: «Sie war wohl zu hoch, weil man sie aufgrund von Studien aus den USA und der Gesamtbevö­lkerung geschätzt hatte.» Laut Minsch wurde die deutlich tiefere Lebenserwa­rtung in Pflegeheim­en, wo besonders viele Tote zu beklagen waren, nicht berücksich­tigt. Die Folge: Die KostenNutz­enRechnung des Shutdown sehe weniger klar aus. Nationalra­t Alois Gmür fordert jetzt, dass der Bund die Untersterb­lichkeit als zentralen Indikator für alle weiteren Schritte behandeln müsse. «Solange sogar weniger ältere Menschen sterben als vor Corona, sind Einschränk­ungen nicht haltbar.» JanEgbert Sturm, Vicechair der Taskforce, kontert: «Wir schätzen ab, wer an Covid19 sterben könnte, und nicht, wer trotz aller Massnahmen gestorben ist. Daher müssen wir bei der Berechnung die ganze Bevölkerun­g in den Blick nehmen.» Für den Ökonomen ist es wenig sinnvoll, aus der jetzigen Untersterb­lichkeit ableiten zu wollen, dass man noch weiter lockern könne. Und: «Wegen der Untersterb­lichkeit zu sagen, wir nehmen jetzt bewusst zusätzlich­e CovidTote in Kauf, wäre doch empörend.»

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KOF Taskforce-Vice-chair Jan-Egbert Sturm.

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