Untersterblichkeit löst Streit um Taskforce-Rechnung aus
ZÜRICH. Die Untersterblichkeit soll zum Indikator für Corona-Massnahmen werden: Die Taskforce winkt ab.
Seit Mitte Februar herrscht in der Schweiz eine Untersterblichkeit. Das Bundesamt für Statistik hat dafür zwei Erklärungen: Die Grippe, die in anderen Jahren gewütet hat, ist ausgeblieben. Andererseits waren einzelne CovidVerstorbene «vermutlich in so schlechter gesundheitlicher Verfassung, dass ihr Leben nur um wenige Wochen verkürzt wurde». Die Taskforce ging von durchschnittlich 5,4 bis 6,8 weiteren Lebensjahren aus für Personen, die an Covid19 sterben. Zur «SonntagsZeitung» sagte Gesundheitsökonom Konstantin Beck aber, die Modelle der Taskforce, auf denen der Shutdown im
Januar beruhte, hätten die gewonnene Lebenszeit als zu hoch eingeschätzt. Das bestätigte Rudolf Minsch von Econonomiesuisse 20 Minuten: «Sie war wohl zu hoch, weil man sie aufgrund von Studien aus den USA und der Gesamtbevölkerung geschätzt hatte.» Laut Minsch wurde die deutlich tiefere Lebenserwartung in Pflegeheimen, wo besonders viele Tote zu beklagen waren, nicht berücksichtigt. Die Folge: Die KostenNutzenRechnung des Shutdown sehe weniger klar aus. Nationalrat Alois Gmür fordert jetzt, dass der Bund die Untersterblichkeit als zentralen Indikator für alle weiteren Schritte behandeln müsse. «Solange sogar weniger ältere Menschen sterben als vor Corona, sind Einschränkungen nicht haltbar.» JanEgbert Sturm, Vicechair der Taskforce, kontert: «Wir schätzen ab, wer an Covid19 sterben könnte, und nicht, wer trotz aller Massnahmen gestorben ist. Daher müssen wir bei der Berechnung die ganze Bevölkerung in den Blick nehmen.» Für den Ökonomen ist es wenig sinnvoll, aus der jetzigen Untersterblichkeit ableiten zu wollen, dass man noch weiter lockern könne. Und: «Wegen der Untersterblichkeit zu sagen, wir nehmen jetzt bewusst zusätzliche CovidTote in Kauf, wäre doch empörend.»