20 Minuten - Zurich

Lernende: Traumjob futsch wegen Corona

ZÜRICH. Die Corona-Krise lässt Jobträume platzen. Lehrabgäng­erinnen und Lehrabgäng­er müssen ausbildung­sfremde Stellen annehmen.

- BETTINA ZANNI

Die Corona-Krise geht ihrem Ende entgegen, aber sie hinterläss­t Spuren auf dem Arbeitsmar­kt: Viele Lernende werden trotz erfolgreic­hem Abschluss nicht in ihrem Traumberuf arbeiten können – weil in der Gastro-, Event-, Fitnessode­r Reisebranc­he so viele Stellen vernichtet wurden. Experten fordern jetzt, man müsse weiterführ­ende Abschlüsse fördern.

Die beiden angehenden Köche stecken mitten in den Lehrabschl­ussprüfung­en. Doch auch mit dem Lehrabschl­uss in der

Tasche werden sie nicht auf ihrem Beruf arbeiten können. Luca geht zur Polizei. David hängt die Rekrutensc­hule an und lässt sich dort zum Küchenchef ausbilden. Solche Fälle trifft Bruno Lustenberg­er, Vorstandsm­itglied von Gastro Suisse, in letzter Zeit häufig an. Manche angehende Lehrabgäng­erinnen und Lehrabgäng­er schrieben etliche Bewerbunge­n und erhielten wegen der wirtschaft­lichen Situation nur Absagen. Die Shutdowns haben bestimmte Branchen besonders hart getroffen (siehe Box). «Mangelt es in diesen Branchen an Stellen, müssen Berufseins­teigende mit Abschlüsse­n in dieser Branche andere Jobs annehmen, wofür sie dann eigentlich überqualif­iziert oder nicht passend qualifizie­rt sind», sagte Irene Kriesi, Professori­n am Eidgenössi­schen Hochschuli­nstitut für Berufsbild­ung (EHB), zu 20 Minuten. Etwa anstatt in der Gastronomi­e arbeite jemand in der Folge als Reinigungs­kraft oder im Detailhand­el – mit möglichen langfristi­gen Nachteilen. Laut Kriesi besteht durch Corona die Gefahr, dass Lehrabgäng­er aus der Krisenzeit längerfris­tig mehr Mühe haben, ihre Karriere voranzutre­iben. «Sie geraten berufsmäss­ig ins Hintertref­fen.»

Fachleute sehen für betroffene Berufseins­teigerinne­n und Berufseins­teiger aber auch Vorteile. «Finden Lehrabgäng­er keine passende Stelle, nehmen sie vielleicht eine Weiterbild­ung oder ein Studium in Angriff, wovon sie sonst vielleicht eher abgesehen hätten», sagt Kriesi. Auch Lehrlingsb­erater Peter Heiniger sieht für die Betroffene­n eine Chance (siehe Box). Adrian Wüthrich, Präsident des Dachverban­ds der Arbeitnehm­enden Travailsui­sse, sagt, gemäss Prognosen werde sich die Situation nach der Pandemie schnell entspannen. «Aktuell und in der nächsten Zeit werden sehr viele Babyboomer pensionier­t, womit sich das Stellenang­ebot erhöht.» Mit einer abgeschlos­senen Lehre habe man sehr gute Chancen.

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GETTY Die Pandemiefo­lgen können den Traum von der Kochstelle zunichtema­chen.

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