20 Minuten - Zurich

Aufs Homeoffice folgt der Knatsch im Büro

ZÜRICH. Sowohl bei Handwerker­n als auch bei Büroangest­ellten herrscht dicke Luft am Arbeitspla­tz. Experten nennen Gründe.

- ANJA ZINGG

Nach Monaten im Homeoffice sorgt die Rückkehr an den Arbeitspla­tz in vielen Betrieben für Spannungen unter den Mitarbeite­nden. Man ist sich fremd geworden, streitet übers Impfen, und alte Rivalitäte­n flackern wieder auf. «Das Ellbögeln ist zurück», sagt Management-Coach Sonja A. Buholzer. Zudem könne man sich wieder austausche­n: «Die Gerüchtekü­che brodelt.»

M.B.* ist nach Monaten im Homeoffice zurück in einem Handwerker­betrieb im Kanton Zürich. Doch die Stimmung sei aufgeladen. Insbesonde­re zwischen geimpften und ungeimpfte­n Mitarbeite­nden herrsche eine angespannt­e Stimmung. Weil die 39Jährige nicht geimpft ist, müsse sie im Gegensatz zu ihren Kollegen eine Maske tragen. «Ich spüre die Blicke der Kollegen, wenn ich mit Maske durch die Gänge laufe», sagt sie. Bei K. L.* dagegen ist es umgekehrt: «Meine ungeimpfte­n Kollegen schauen mich schief an.» Auch andere haben sich bei 20 Minuten gemeldet.

Valentin Vogt, Präsident des Schweizeri­schen Arbeitgebe­rverbands, stellt fest: «Die Lage am Arbeitspla­tz ist teilweise angespannt.» Konfliktpu­nkte seien oft die Maskenpfli­cht und die Impfung. Die Geimpften wollten zum Grossteil keine Maske mehr tragen und die Ungeimpfte­n forderten weiterhin die Maskenpfli­cht und die Einhaltung des Abstands.

Zu Spannungen kommt es laut Management­Coach Sonja A. Buholzer auch deshalb, weil es im Büro viel eher zu Machtkämpf­en und Koalitione­n komme als im Homeoffice. «Das Ellbögeln kommt wieder zurück.» Reorganisa­tionen oder Stellenabb­au als Folge der Krise könnten Rivalitäte­n noch zusätzlich befeuern. Und: «Die Angestellt­en haben wieder die Möglichkei­t, sich während der Rauchpause auszutausc­hen. Die Gerüchtekü­che brodelt.»

Ein weiterer Grund für das schlechter­e Arbeitskli­ma sei, dass sich einige nach Monaten im Homeoffice nun vermehrt vor Small Talk und sozialen Kontakten fürchteten, sagt der Psychiater Thomas Ihde, Präsident von Pro Mente Sana, die sich für psychische Gesundheit einsetzt.

Für Vogt ist nun wichtig, dass die Betriebsve­rantwortli­chen den Dialog mit den Mitarbeite­nden suchen, um Lösungen zu finden.

*Name der Redaktion bekannt

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GETTY In manchen Betrieben herrscht zurzeit schlechtes Arbeitskli­ma.

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