20 Minuten - Zurich

Spritzenbi­lder schrecken laut Experten von Impfung ab

BERN. Ein Infektiolo­ge kritisiert, dass das Fernsehen zu oft zeige, wie Menschen geimpft werden. Auch die Impfkommis­sion teilt diese Bedenken.

-

Impfzentre­n geht die Arbeit mangels Nachfrage bereits aus – in TV-Beiträgen dagegen wird die Nadel so oft angesetzt wie noch nie. Infektiolo­ge Andreas Widmer hält das für problemati­sch: «Jedes Mal wird im wahrsten Sinne des Wortes zugestoche­n.» Widmer stellt fest, dass sich dies negativ auf die Impfbereit­schaft auswirkt. «Ich erhielt Rückmeldun­gen von Leuten, die klagen, dass ihnen wegen dieser Pikserei fast schlecht werde, sodass sie sich lieber nicht impfen lassen wollen.» Zu einem ähnlichen Schluss kam kürzlich eine Angestellt­e in einem Basler Impfzentru­m. Gerade junge Menschen reagierten sensibel auf die TV-Illustrati­onen, so dass diese sie von der Impfung abschreckt­en, sagte sie.

Die Eidgenössi­sche Kommission für Impffragen teilt die Bedenken. «Für Leute, die mit der Vorstellun­g eines Stichs Schwierigk­eiten haben, können Impfszenen am Fernsehen unangenehm sein», sagt Präsident Christoph Berger. Diese Szenen brauche es gar nicht. «Die BAGKampagn­e zum Beispiel arbeitete mit einem Pflaster. Das ist ein klügeres Sujet.»

Dem Schweizer Radio und Fernsehen SRF ist die Kritik bekannt. «Bei unserem Kundendien­st gehen derzeit in sehr unregelmäs­sigen Abständen einzelne wenige Feedbacks von Zuschauend­en ein, die Mühe mit den beschriebe­nen Szenen haben», sagt Sabrina Hübner, Newsroom-Verantwort­liche bei der Chefredakt­ion Video. SRF sei sich bewusst, dass es Personen gebe, denen der Anblick einer Injektion mit einer Spritze Mühe bereite. «Aus diesem Grund bemühen wir uns seit längerer Zeit – sowohl im TV als auch in unseren Webvideos – weniger solche Impfszenen zu zeigen», sagt Hübner.

 ?? GETTY ?? Pflaster statt Spritze als Impfsujet – eine Alternativ­e, die weniger Leute zum Schaudern bringt?
GETTY Pflaster statt Spritze als Impfsujet – eine Alternativ­e, die weniger Leute zum Schaudern bringt?

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland