Jedem sein Shampoo

Bei den meterlangen Regalen in den Supermärkten und den Marken, die weltweit verkauft werden, ist es schwer, sich ein zusätzlich genormtes Verbrauchsprodukt vorzustellen. Dennoch... wenn alle Welt sich die Kopfhaut wäscht, so ist doch jeder Kopf einmalig. Jedes Haar hat eine andere Beschaffenheit: glattes, welliges, krauses, lockiges, dickes, dünnes, trockenes oder fettiges Haar. Weil sie diese Tatsache verinnerlicht haben, spezialisieren sich junge Unternehmen auf die Personalisierung von Shampoo. Sie schaffen ihren Kunden durch Online-Befragungen ein maßgerechtes Elixier, sie führen Neulinge Schritt für Schritt zum

Graal: ein Shampoo, das perfekt auf ihre Haar-DNA abgestimmt ist, das die Haare und die Umwelt respektiert.

Ein Boom jenseits des Atlantiks

Zu den Pionieren dieses Abenteuers zählt die amerikanische Firma Function of beauty, die ihren Kunden seit 2015 auf ihrer Internetseite die Möglichkeit bietet, Shampoo und Haarpflegeprodukte herzustellen, von der Formel bis zum Prädikat. Das Prinzip ist einfach: auf einem Formular gibt man die Natur seines Haares an, und man entscheidet sich für ein

Von Parfum bis Kosmetik, das Angebot «nach Maß» verbreitet sich unaufhörlich. Nach den Luxusprodukten ist es heute bei den üblichen Bade- und Duschprodukten angelangt. Besonders zu erwähnen ist dabei Haarshampoo, das auf die Haarstruktur eines jeden Kunden abgestimmt ist.

Ergebnis - mehr Volumen, Glanz, Pflege der Farbe, Feuchtigkeitszufuhr, Schutz... - dann wählt man eine Farbe aus, einen Duft und seine Wirkung, den Namen und den Pflegeumfang. Dieselbe Idee bei Prose, einer jungen französisch-amerikanischen Firma, 2017 gegründet und etabliert in Soho, New York. Das Unternehmen, das von zwei Franzosen, ehemaligen l’Oréal-Mitarbeitern, Arnaud Plas und Paul Michaux, aufgebaut wurde, bietet einen 25 Fragen umfassenden Katalog, um die Haarstruktur der Kunden zu identifizieren. Im Ganzen kommen 85 Informationen in einem Algorithmus zusammen, um eine einzigartige Formel zu schaffen, die drei Spitzenprodukte der Marke umfasst: Shampoo, Spülung und Haarmaske. Sie werden aus 76 ausgesuchten Zutaten in einem Labor in New York hergestellt und drei Tage nach Eingang der Bestellung versandt.

Um sicher zu sein, ein passendes Produkt vorgeschlagen zu haben, schickt die Marke drei Wochen nach dem ersten Test einen weiteren Fragebogen und verbessert, wenn nötig, die Herstellungsformel. Prose boomt mit einem enormen Wachstum und bestätigt somit das Potential des Marktes.

Shampoo nach Maß, ist das die Zukunft?

Neben dem Interesse an der Haarpracht setzt die Nach-Maß-Methode andere gute Dinge auf den Plan. Zu Zeiten, in denen unverkaufte Waren – bis zu 40 % der Produkte werden vernichtet - Skandale hervorrufen, erscheint die Produktion auf Nachfrage wie eine ökologisch nachhaltige Lösung, um Verschwendungen einzudämmen und den Anforderungen der Umwelt gerecht zu werden. Das ist übrigens auch ein Anliegen der jungen Pariser Marke Juste. «Studien zeigen immer und immer wieder, dass allgegenwärtige Produkte schädlich sind, dass sich an nicht gehaltenen Versprechen überboten wird und dass die Umweltbelastung, die diese Industrie auslöst, das Vertrauen des Verbrauchers geschädigt hat», bemerkt Benjamin Garzillo, Mitbegründer des brandneuen Labels für natürliche Haarpflege nach Maß. Daraus ist Juste entstanden, mit dem Willen, die Art und Weise von der Konzeption bis zur Produktion neu zu überdenken, eine gesunde, wirkungsvolle und umweltgerechte Serie zu schaffen. Mehrere Innovationen wurden auf den Weg gebracht, um das Projekt zu vollenden, besonders unter dem Aspekt der Rezeptur und der Abfüllung individueller Flakons. Was den Preis dieser Super-Shampoos betrifft, so liegt er natürlich deutlich über dem, was entsprechende Firmen in den Supermärkten anbieten. Sie sind fünfbis zehnmal teurer. Die Kunden lassen sich dadurch aber nicht abschrecken. In einem Monat hat Juste 3200 Bestellungen auf seiner Crowdfunding-Plattform Ulule für die Datensammlung erhalten, die im letzten Februar eröffnet wurde. Shampoos nach Maß für alle? Und wenn unsere Haare das doch wert sind...