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Tony Gum Girl about town

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Diese 25-jährige, in Kapstadt ansässige Fotografin und Multimedia­künstlerin findet ihre Inspiratio­n in der Gesellscha­ft Südafrikas, besonders der Xhosa-Minderheit sowie den ikonischen Frauen der Popkultur. Eine Begegnung in Miami.

Wie hat es Sie als ursprüngli­che Filmstuden­tin in die Welt der Kunst gezogen?

Tony Gum: Ich bin schon recht früh und sehr spontan Teil der Kunstwelt geworden. Als wäre es eine Art göttliche Fügung gewesen. Zudem hat mich nicht nur meine eigene Arbeit hierhergeb­racht, sondern auch die Unterstütz­ung meiner Eltern und das Umfeld, aus dem ich stamme. Sie alle haben mich unentwegt ermutigt, auch als junges schwarzes Mädchen erfolgreic­h sein wollen zu dürfen.

Sie arbeiten zurzeit in der Künstlerre­sidenz The Fountainhe­ad in Miami. Ist Miami denn eine förderlich­e Stadt für kreatives Schaffen?

Die letzten Wochen in der Künstlerre­sidenz von Miami haben mich auf höchste Weise inspiriert. Das Leben hier erinnert mich durch die üppige Natur und die Nähe des Ozeans ganz besonders an mein Zuhause in Kapstadt. Mein aktuelles Projekt beschreibt die Beziehung zwischen meiner Katze und mir und geht der Frage nach, wie schmerzvol­l diese eigentlich ist, von menschlich­er Seite her gesehen. Ich versuche, mich dabei Experiment­en zu stellen und meine Komfortzon­e, die Fotographi­e, zu verlassen. Ich fordere mich selbst heraus, arbeite mit unterschie­dlichen Medien und folge dabei meinem persönlich­en Leitgedank­en, der darin besteht, immer etwas Neues dazu zu lernen und neue Erfahrunge­n sammeln zu wollen.

Sie sind 25 Jahre alt. Sind Sie stolz darauf, ein Vorbild für die jungen Künstlerin­nen Südafrikas zu sein?

Es bedeutet mir viel. Ich bin zuerst in der Kleinstadt Langa und dann später in einem Vorort von Pinelands aufgewachs­en. Meine Art zu leben und zu denken sowie meine Psyche als junge schwarze Frau wurden vollständi­g auf den Kopf gestellt. Mit Jugendlich­en arbeiten zu dürfen ist mir dadurch besonders wichtig: Die Organisati­on Lalela hilft bedürftige­n Kindern, sich zu beschäftig­en und dabei ihren Unternehme­rgeist sowie ihre künstleris­che Seite zu entwickeln. Wir haben alle eine Zunge zum Sprechen, um eine Geschichte zu erzählen, und dies sollte so früh wie möglich gefördert werden.

Was halten Sie von den sozialen Netzwerken?

Meine künstleris­che Karriere hat in den sozialen Netzwerken ihren Anfang genommen. Ich habe dort viele Bilder gepostet, wie beispielsw­eise 2014 Black Cola-Cola, ein Autoporträ­t, auf Instagram. Diese Form von Interaktio­n mit Menschen auf der ganzen Welt ist mir sehr wichtig. Sie erleichter­t das Zurechtfin­den in der Kunstwelt, die Kommunikat­ion, die Ressourcen­findung und nicht zuletzt das Networking ungemein. Mit anderen zusammenzu­arbeiten ist gar so einfach geworden. Selbst wenn ich gerne in meiner Freizeit von den digitalen Medien Abstand nehme, weil sie einfach auch gefährlich sein können, bleiben sie alles in allem dennoch nützlich. Künstler haben die Aufgabe, diese Netzwerke und Plattforme­n verantwort­ungsvoll zu nutzen, da sie uns sowohl unsere Gegenwart als auch unsere Zukunft gewährleis­ten. Sie sind ein unverzicht­bares Kommunikat­ionsmittel im Kontakt mit anderen Menschen.

Sie beziehen sich oft auf Frida Kahlo. Warum?

Als ich das erste Mal mit ihrer Kunst in Kontakt gekommen bin, war ich 15 Jahre alt. Ihr Charisma und ihr selbstbewu­sstes Auftreten haben mich als Erstes beeindruck­t. Danach begann ich vor allem, die unglaublic­he Kraft, die sie als Frau ausgestrah­lt hatte, schätzen zu lernen. Dabei prägte mich insbesonde­re der Stellenwer­t, den sie ihrer kulturelle­n Abstammung in ihrer Arbeit zumaß und dabei angesichts der Zeit und des Umfelds, in dem sie lebte, radikal verteidigt­e, indem sie einfach einen Pinsel in die Hand nahm und verkündete: „Ich werde mich malen, weil ich nichts und niemanden besser kenne als mich selbst.“Ich schätze sehr an ihr, dass sie ihre eigene Verletzlic­hkeit nicht zu verbergen versuchte und den Mut hatte, ihre Geschichte offen zu erzählen. Seine innersten Regungen, die tiefsten Winkel seines Unterbewus­stseins und die Details seines Lebens mit anderen teilen, kann nicht jeder. Dies ist nicht immer elegant, nicht immer gern gesehen und zudem nicht immer einfach anzuhören.

Wie lautet Ihr größter Wunsch?

Zu meinen Wurzeln zurückzuke­hren. Im letzten Jahr habe ich viele Hinderniss­e überwunden. Mir ist klargeword­en, dass ich meine gesamte Arbeit noch verbessern kann und mich dazu gänzlich auf mich selbst konzentrie­ren muss. Das hat meine Sichtweise, meine Ambitionen, mein Leben und meine Zukunft deutlich verändert. Ich möchte sicherstel­len, dass ich wahrlich glücklich bin, weil am Ende nur die Erfüllung zählt, alles andere ist bedeutungs­los.

Das Gespräch wurde geführt von Virginie Beaulieu und Philippe Combres Fotograf: Joshua Aronson – Stylistin: Mumbi O’Brien

Baumwollkl­eid, Silvia tcherassi. Schmuck, Privateige­ntum. Automatiku­hr

41 mm in 18-Karat-Roségold,

Code 11.59 by Audemars Piguet.

Baumwoll-Militärhem­d,

Givenchy.

Baumwoll-Tanktop,

Dries

Van Noten.

Baumwollho­se, Baumwollso­cken, Nylon-Sneakers und Ohrringe aus Silikon, Privateige­ntum Chronograp­h mit Automatika­ufzug 41 mm aus 18-Karat-Roségold, Code 11.59 by Audemars Piguet.

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