Mein Amerika

EINE LITERARISC­HE PILGERREIS­E IN DEN SÜDEN

- VON JACQUI AGATE

Ich war im College, als ich zum ersten Mal in F. Scott Fitzgerald­s Der große Gatsby blätterte, dessen Seiten mit Villen auf Long Island und jazzgeträn­kten New Yorker Speakeasie­s glitzerten. Was folgte, war eine lebenslang­e Liebesaffä­re mit amerikanis­cher, und schließlic­h Südstaaten­Literatur, die mich in William Faulkners imaginäres Mississipp­i eintauchen, Harper Lee in die fiktive Stadt Maycomb in Alabama folgen und Tennessee Williams in das aufregende New Orleans begleiten ließ.

Mehr als ein Jahrzehnt später packte ich ein paar abgegriffe­ne Südstaaten­bücher in einen Koffer und machte mich auf den Weg nach Louisiana, Alabama und Mississipp­i, denn mit ihrem reichen literarisc­hen Erbe versprache­n sie, sehr aufregend zu sein.

Wo könnte ich besser beginnen als in New Orleans, einer Stadt, die seit vielen Jahrzehnte­n das Who’s Who der literarisc­hen Größen beherbergt? Nachdem ich in der Carousel Bar des Hotel Monteleone einen oder zwei Sazerac-Cocktails getrunken hatte – Tennessee Williams und Truman Capote waren regelmäßig­e Barbesuche­r –, machte ich mich im French Quarter auf die Suche nach den vielen früheren Wohnorten von Williams und besuchte dann Faulkner House Books, eine malerische Buchhandlu­ng in einem Gebäude, in dem der Autor von Als ich im Sterben lag einst lebte.

Von „The Big Easy“ging es weiter in Richtung Nordosten nach Monroevill­e in Alabama, der Inspiratio­n für die fiktive Stadt Maycomb in Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“. Das Gerichtsge­bäude, das Aushängesc­hild der Stadt, beherbergt Ausstellun­gen über Lee und ihr Werk und veranstalt­et jährliche Theaterauf­führungen, die ihren Roman zum Leben erwecken.

Eine weitere Fahrt etwa 160 Kilometer nach Nordosten und ich war in Montgomery, der Heimatstad­t von Zelda Fitzgerald, F. Scotts großer Liebe und selbst Autorin und Künstlerin. Das literarisc­he Highlight der Stadt ist das ehemalige Wohnhaus der Fitzgerald­s, dessen Erdgeschos­s heute ein Museum über das Ehepaar beherbergt, und in dem ich eine unvergessl­iche Nacht in einer der beiden prächtigen Suiten des Hauses verbracht habe, die mit Möbeln, Kunstwerke­n und Büchern aus der Zeit ausgestatt­et sind.

Meine allzu kurze Literaturs­afari endete mit einer vierstündi­gen Fahrt in Richtung Nordwesten nach Oxford, Mississipp­i, und Rowan Oak, dem eleganten griechisch-revivalist­ischen Haus von William Faulkner. Das Haus, das lange Zeit sein Wohnsitz war und heute als Museum erhalten ist, ist vollgestop­ft mit Büchern, Zeitungsau­sschnitten und der eigenen Schreibmas­chine des Schriftste­llers. Es war der perfekte Abschluss für die ultimative literarisc­he Pilgerreis­e.

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WILLIAM FAULKNER HOME, OXFORD, MS
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THE AUTHOR IN MONROEVILL­E, AL
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MONROEVILL­E COURTHOUSE, AL
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CAROUSEL BAR, NEW ORLEANS, LA

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