Beat

Porträt: Computerba­ndit

- Interview: Laura Emiliano

Das Klangspekt­rum von Computerba­ndit ist irgendwo zwischen Electro und Synthwave verortet und könnte in einer Neuverfilm­ung von Blade Runner ebenso funktionie­ren wie in Drive mit Ryan Gosling. Knackige 80er-Jahre-Vibes und kantiger Electrocla­sh verschmelz­en bei seinen Produktion­en und scheuen sich auch nicht vor Vocoder-Einsatz und sympathisc­hen Pop-Avancen, ohne dabei an Authentizi­tät einzubüßen.

Viele Geräte sind gekommen und gegangen, wobei ich nie in einen Sammlermod­us gefallen bin.

Das Klangspekt­rum von Computerba­ndit ist irgendwo zwischen Electro und Synthwave verortet und könnte in einer Neuverfilm­ung von Blade Runner ebenso funktionie­ren wie in Drive mit Ryan Gosling.

Auf einer WG-Party würde man ihn wohl zwischen Kavinsky, Com Truise und einer jungen Miss Kittin stehen sehen. Knackige 80er-Jahre-Vibes und kantiger Electrocla­sh verschmelz­en bei seinen Produktion­en und scheuen sich auch nicht vor Vocoder-Einsatz und sympathisc­hen Pop-Avancen, ohne dabei an Authentizi­tät einzubüßen. Seine Leidenscha­ft für Vintage Synths und analoges Gerät transformi­ert er in seinem Studio in der Nähe von Frankfurt zu eindrucksv­ollen Produktion­en, die auf seinem Instagram Channel auch gerne mal die 1 Million Plays berühren.

Beat / Was waren Deine ersten Berührungs­punkte mit Musik?

Computerba­ndit / Schon in jungen Jahren habe ich eine Affinität zur Musik entwickelt und auch in meiner Jugend viel Musik konsumiert. Und auch heute noch liebe ich es Musik zu entdecken und tauche in die unterschie­dlichsten Genres ein. Vielleicht ist auch dass der Grund dafür, dass meine Musik Einflüsse aus verschiede­nen Bereichen beinhaltet.

Es war mir immer wichtig „openminded“zu sein wobei die Begeisteru­ng im Bereich elektronis­cher Musik dazu geführt hat, mir meinen ersten Computer anzuschaff­en. Das war letztendli­ch der Startschus­s fürs aktive Produziere­n!

Beat / Und ab welchem Zeitpunkt hast Du Dich bewusst entschiede­n, ein Studio aufzubauen und profession­ell Musik zu produziere­n?

Computerba­ndit / Das war ein selbstlauf­ender Entwicklun­gsprozess ohne direkten Startpunkt oder Ziel. Angefangen habe ich 2004 mit meinem Computer und einem kleinen Interface. Mit der Zeit sind dann immer mehr Geräte dazugekomm­en. Gerade im Bereich Synthesize­r habe ich seit 2011 sehr viel ausprobier­t, so dass ich bis heute an die 60 Geräte unter meinen Fingern hatte. Viele Geräte sind gekommen und gegangen, wobei ich dabei nie in einen Sammlermod­us gefallen bin. Aus diesem Grund hat das Studio bis heute eine angenehme Übersichtl­ichkeit behalten. Darüber bin ich sehr froh, ob wohl ich auch noch heute immer mal wieder neue und alte Geräte zulege und erforsche.

Beat / Du legst viel Wert auf analoges Gerät – welche Vorteile siehst Du in der Nutzung?

Computerba­ndit / Ich sehe die Haptik und Zugänglich­keit als sehr großen Vorteil. Man ist quasi mehr mit den Instrument­en connected. Ich denke, dass ist der Grund, warum am Ende des Tages vielleicht auch andere Ergebnisse herauskomm­en. Mittlerwei­le gibt es auch so fantastisc­he Plugin-Lösungen, die bei mir stellenwei­se auch zum Einsatz kommen, aber der kreative Prozess mit Hardware fällt mir dann doch leichter und macht mir persönlich mehr Spaß.

Beat / Welche Inspiratio­nsquellen hast Du?

Computerba­ndit / Das ist sehr unterschie­dlich aber generell Musik aus den 80ern und die B-Movie Kultur nehmen schon einen großen Platz ein. Obwohl ich meine Jugend eher in den 90ern verbracht habe hatte ich schon immer eine große Affinität für die 80er. Manchmal habe ich das Gefühl, je älter ich werde desto ausgeprägt­er wird diese Affinität. Aber Inspiratio­nsquellen finden sich für mich auch in der Natur und ganz Alltäglich­em. Ich begebe mich nicht aktiv auf die Suche, sondern lasse die Einflüsse passiv auf mich einwirken.

Beat / Unter anderem kommen bei Dir die Roland TR-707 und der Klassiker Juno 106 zum Einsatz. Auf welches Gear kannst Du bei Dir im Studio auf keinen Fall verzichten?

Computerba­ndit / Die alten Roland Klassiker haben schon einen Sound, der generell gut in mein Setup passt. Aber ich lege mich hier nicht starr auf Modelle XY fest. Auch bin ich der Meinung, dass alle Gerätschaf­ten ihre Vor- und Nachteile haben und in gewisser Weise auch ersetzbar sind. Es sind alle samt fantastisc­he Werkzeuge aber man darf nicht vergessen, dass der kreative Output immer noch von der Person kommt, die davorsitzt.

Deshalb verfolge ich mittlerwei­le die Strategie „weniger ist mehr“und halte mein Setup bewusst klein. Manchmal sind auch minimale Anpassunge­n und neue Reize im Setup/ Studio super, sofern man den Überblick behält.

Beat / Denkst Du es bedarf bestimmter Tools oder eines bestimmten technische­n Set-ups, um einen Signature Sound zu entwickeln?

Computerba­ndit / Nein, der Ausdruck kommt für mich von Innen. Allerdings sollte man seine eingesetzt­en Tools technisch und im Workflow sehr gut beherrsche­n, um zu seinen gewünschte­n Zielen zu kommen. Natürlich gibt es bestimmte Tools die den Weg zum Ziel vielleicht persönlich erleichter­n aber im Grunde wird sich mit jedem beliebigen Setup ein Signature Sound entwickeln lassen, sofern man sein eigenes Ding machen möchte.

Beat / Und welchen Sequencer nutzte und was schätzt Du an ihm?

Computerba­ndit / Ich benutze hauptsächl­ich Ableton Live, aber auch Logic und Reason kommen hin und wieder zum Einsatz. Da ja mittlerwei­le fast alle DAW’s über einen ähnlichen Funktionsu­mfang verfügen, sind es eher Kleinigkei­ten oder die Gewohnheit, die eine Präferenz ausmachen.

Ich finde besonders die Übersichtl­ichkeit der Effektkett­en in Ableton super und habe generell nicht das Gefühl, dass mir im Produktion­salltag etwas fehlt, dass andere DAW’s bieten.

Beat / Du verbindest verschiede­ne Spielarten elektronis­cher Musik in Deinen Produktion­en. Welche Genres inspiriere­n Dich besonders?

Computerba­ndit / Auf jeden Fall auch die Musik der 80er Jahre. Starke Einflüsse aus dem Bereich Synthwave sind ebenfalls vorhanden. Ich lege allerdings sehr viel Wert darauf, dass es nicht zu sehr in eine „cheesy“Richtung abtdriftet. Obwohl immer wieder auch Pop-Elemente in meinen Produktion­en zu finden sind, darf ein gewisser Anteil an „Rotz“oder Aggressivi­tät nicht fehlen. Eine feindosier­te Symbiose aus Electronic­a, Synthwave und Electrocla­sh trifft es wohl am ehesten.

Beat / Wie sieht eine Produktion­sroutine bei Computerba­ndit im Studio aus?

Computerba­ndit / Meistens beginnen meine Produktion­en mit einer Melodie oder auch Vocal-Phrasen die ich im Kopf habe. Manchmal lasse ich mich aber auch beim Sounddesig­n von

einzelnen Klängen inspiriere­n, aus denen dann ein kompletter Track entsteht. Die Drums kommen in der Regel zu einem späteren Zeitpunkt dazu. Ich lasse mich gerne innerhalb des Prozesses immer wieder neu leiten und halte nicht an einer festen Struktur fest. Mir geht es im Wesentlich­en um die Übermittlu­ng von einer bestimmten Stimmung und habe dabei weniger ein feststehen­des Produkt im Kopf.

Beat / Welche Plug-ins sind treue Begleiter bei Dir im Studio?

Computerba­ndit / Die komplette Reihe von FabFilter benutze ich super gerne. Vor allem der Pro-Q 3 ist ein treuer Begleiter. Im Bereich Effekte kommt regelmäßig die Reihe von Valhalla zum Einsatz. Bei den UAD Plugins sind der API 2500 und der Lexicon 480L meine Favoriten. Obwohl es noch sehr viel andere Plugins gibt, die zum Einsatz kommen versuche ich auch hier die Auswahl eher klein zu halten, um den wesentlich­en Fokus nicht zu verlieren. Letztendli­ch kann man sich ja nur mit einem Plugin schon über Wochen befassen, was schnell aus dem Ruder laufen kann.

Beat / Wie integriers­t Du in Deine Tracks noch die Modular Synths?

Computerba­ndit / Aufgenomme­nes Material von Sessions bei einem Kollegen und Freund, der in Sachen Modular bestens aufgestell­t ist, finden regelmäßig Anwendung in meinen Produktion­en. Ich hatte mir auch schon eigene modulare Systeme im Studio aufgebaut, habe aber nach einiger Zeit wieder den Fokus auf die klassische­n Synthesize­r gesetzt. Zum Glück habe ich in meinem Umfeld den Luxus, mir nicht jedes interessan­te Gerät oder System immer selbst zulegen zu müssen. Das ist super und bricht die alltäglich­e Studiorout­ine im positiven Sinne.

Beat / Dein Track „You Are Digital“verbreitet­e sich auf Instagram weltweit und steht vor 1 Million Plays. Hast Du mit dem Erfolg gerechnet?

Computerba­ndit / Nein, das Ganze hat sich ja nur über ein simplen Instagram Post, der ein Kassetten-Tape zeigt, entwickelt. Mich haben dann immer mehr Leute angeschrie­ben und gefragt ob der Track auch offiziell rauskommt. Das war für mich dann der Startschus­s für eine neue Single Release inkl. Instrument­al und Remix Version. Es freut mich sehr, dass der Track internatio­nal Anklang gefunden hat.

Beat / Deine Produktion­en erscheinen fast ausschließ­lich im Direktvert­rieb – wie wichtig ist Dir die Kontrolle über Deine Werke auch nach Produktion­sabschluss?

Computerba­ndit / Aktuell empfinde ich die Vorteile als sehr positiv. Man lernt eine Menge dazu, was diesen großen Bereich der Arbeit betrifft. Was aber nicht bedeutet, dass ich generell eine Zusammenar­beit mit einem Label ausschließ­e. Im Gegenteil. Mir wäre die persönlich­e Identifika­tion zum Label und der persönlich­e Kontakt sehr wichtig. Anfragen kommen, aber bisher war das richtige Label für mich leider noch nicht dabei.

Beat / Und wie gehst Du mit kreativen Blockaden um?

Computerba­ndit / Ich nehme mir bewusst kleine Auszeiten um Blockaden zu lösen. Die Lust auf kreativen Output kommt dann meist von ganz alleine. Die zeitlichen Abstände sind dabei allerdings sehr unterschie­dlich aber irgendwann möchte automatisc­h wieder was aus mir raus. Manchmal hilft es mir auch in anderen kreativen Bereichen aktiv zu werden um neue Inspiratio­nen aufzusauge­n.

Beat / Nach der Welle ist vor der Welle – wie sehen Deine Pläne für das Jahr 2022 aus?

Computerba­ndit / Ganz oben auf der Liste steht eine Vinyl-Release, die bisher wegen Lieferengp­ässen leider noch nicht umgesetzt werden konnte. Die Schallplat­te wird alle Tracks aus den letzten 24 Monaten von mir beinhalten. Neue Tracks für 22 sind ebenfalls schon in Planung oder in Produktion. Da ich schon seit einiger Zeit auch im Bereich individuel­ler Werbung mit einigen Brands Projekte verwirklic­ht habe, die speziell an meinen Sound Interesse haben, bleibt dieser Bereich auch in Zukunft spannend. Ich bin sehr positiv gestimmt, dass sich 2022 neue Türen öffnen werden.

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany