Tipps für die Britischen Jungferninseln
Die Britischen Jungferninseln haben viele Gesichter. Exotische Küche und Gelassenheit findet man aber überall. Für Clarissa Hyman wird beim Insel-Hopping ein Traum vom Paradies wahr
Stellen Sie sich für einen Moment das Paradies vor, mit allem Drum und Dran. Vielleicht denken Sie ja an eine verlassene Insel, an weiße Sandstrände, glasklares Wasser und grüne Hügel. Vielleicht sogar an eine Hängematte, die zwischen zwei Palmen baumelt. Glauben Sie dann, dass dies eine ziemlich kitschige Vorstellung ist, die mit der Realität so gar nichts zu tun hat? Falsch! Dieses Paradies existiert, und man kann es sogar besuchen. Wo, wenn nicht in der Karibik, sollte ein solches Fleckchen Erde liegen? Genau genommen sind es ganz viele Fleckchen, die da mitten im Karibischen Meer, etwa 100 Kilometer östlich von Puerto Rico liegen. Die Britischen Jungferninseln zählen mehr als 60 Inseln, knapp 20 davon sind bewohnt. Die vier Hauptinseln haben alle ihren ganz eigenen Charakter: Tortola ist die größte, aber dennoch relativ unverbaut; Virgin Gorda ist eher verschlafen und auch die Einwohner sind tiefenentspannt; Jost Van Dyke ist winzig, hat dafür aber bildschöne Strände und die kultige Foxy’s Bar; Anegada lockt mit Korallensand und Felsenleguanen.
Das Archipel ist ein beliebtes Segelrevier, weil die Aussicht so schön und der Wind immer da ist. Für Wassersportler beginnt die Saison im Oktober, denn in den Monaten davor kann es stürmisch werden, auch Hurrikans sind keine Seltenheit. Als im September 2017 Wirbelsturm Irma in der Karibik wütete, traf er auch auf die Eilande. Besonders stark betroffen waren die Inseln Tortola, Virgin Gorda und Jost Van Dyke. Vier Menschen kamen dabei ums Leben, kaum ein Gebäude, Boot oder Strand blieb unbeschädigt, viele Einwohner hatten über Monate hinweg weder Wasser noch Strom. Irma traf die Inselgruppe ins Herz, doch heute, knapp zwei Jahre später, ist davon kaum mehr etwas zu spüren.
In den kleinen Buchten rund um die Inseln wird es vor lauter Booten und strahlend weißen Luxusyachten dann auch schon mal eng. Wirklich voll ist es aber deswegen trotzdem nie, und von Massen- und Kreuzfahrttourismus, wie er auf den benachbarten US-amerikanischen Jungferninseln stattfindet, kann erst recht keine Rede sein. Stattdessen sind Ruhe und Abgeschiedenheit garantiert.
Das wissen auch die vielen Prominenten und Geschäftsleute zu schätzen, die auf den Inseln meist ungestört urlauben können. Hollywood-Legenden wie Michael Douglas und Morgan Freeman haben hier schon die Füße ins Wasser getaucht.
So richtig diskret wird es auf Necker Island. Die Privatinsel gehört Richard Branson, der das Plattenlabel Virgin Records und die Fluglinie Virgin Atlantic Airways gründete. 30 Hektar groß ist sein bescheidener Rückzugsort, beherbergt ein Haupthaus und mehrere kleine Gästehäuser im polynesischen Stil. Ein großer Außenpool, Fitnessraum, Tennisplatz mit Flutlicht und ein hauseigenes Spa sind selbstverständlich. Sollte sich dennoch ein Besucher langweilen, gibt es immer noch die Möglichkeit, mit dem Necker Nymph, einem offenen Drei-Mann-U-Boot, abzutauchen. Wer nicht zum Dunstkreis Richards Bransons und damit zu den erlesenen
Gästen gehört, die der Milliardär regelmäßig auf sein Eiland einlädt, kann sich auch selbst für viel Geld einbuchen: Ein Zimmer für zwei Personen ist ab 23.000 Euro pro Woche zu haben. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama war übrigens auch schon zu Besuch. Und wenn wir schon von Staatsoberhäuptern sprechen, darf natürlich Queen Elizabeth II. nicht fehlen. Schließlich hat sie die oberste exekutive Autorität auf den Britischen Jungferninseln. Während ihrer langen Amtszeit war sie allerdings erst zweimal selbst vor Ort. Dafür bekam sie zu ihrem 90. Geburtstag ein besonderes Geschenk von den Inseln: ein Beutelchen Meersalz. Jetzt sollte man meinen, dass es dem Königshaus wohl kaum an Salz mangelt, doch das Präsent hatte eher symbolischen Charakter. Es sollte an eine Zeit erinnern, zu der rund um Salt Island noch Salz aus dem Meer gewonnen wurde, und die Beziehung zum fernen Großbritannien stärken.
Für viele Einwohner der Westindischen Inseln war das Salzvorkommen früher nicht nur wertvoll, sondern manchmal sogar überlebenswichtig. Denn als Konservierungsmittel macht es seit jeher Fisch und Fleisch haltbar. Und noch heute ist in Salz eingelegter Fisch eine Delikatesse. Anders als in Europa geben die karibischen Köche allerdings Limettensaft, Tomaten, Pfeffer, Zwiebeln oder Knoblauch und Kokos- oder Palmöl dazu.
Wichtiger noch als Salz waren im 18. Jahrhundert vor allem Zuckerrohr, Melasse und Rum. Letzterer galt gleichzeitig als Medizin und Unheilsbringer. Er wurde für jegliche Entgleisung und sogar Prostitution verantwortlich gemacht. Bis heute haben die Produkte ihren festen Platz in der Küche und Tradition der Inseln. Karamellisierter Zucker verleiht Marinaden ein rauchiges Aroma, und so wie man damals Zucker als Geschenk überreichte, bringt man noch heute vielerorts Süßigkeiten und Kuchen als Gastgeschenk mit. Auch in herzhaften Gerichten schmeckt man oft eine zunächst ungewohnte Süße heraus. Leticia Lennard etwa kocht einen Eintopf mit Tamarinde, der eine fast schon marmeladige Konsistenz hat. Sie verrät, dass sie Tage gebraucht hat, um die Zutaten dafür zu pflücken, die Tamarinde zu schälen und das Gericht am Ende zu kochen. Vor ihrem kleinen