HAGENS WEINTIPP
Deutscher Winzersekt ist wahre Handwerkskunst und ein unabsehbarer Trend – sagt Sommelier Hagen Hoppenstedt
Längst genießt man beim Dinner oder Geschäftsessen in der Sternegastronomie nicht nur Champagner, sondern besinnt sich auch auf das Gute, was die deutschen Winzer können: exzellenten Winzersekt. Einziger Wermutstropfen ist, dass hierfür zu Recht stolze Preise aufgerufen werden. Deutscher Winzersekt ist erstmalig durch die Kellerei Kessler 1826 notiert. Heute muss er hohe Qualitätsstandards aufweisen. Für den Sektgrundwein dürfen nur Trauben der eigenen Weinberge verwendet werden.
Der Winzer verleiht ihm seine Handschrift und sein Terroir, er entscheidet über Lagerzeit der Grundweine auf der Hefe. Verpflichtend ist die klassische Flaschengärung, das heißt, die zweite Gärung findet wie bei der Methode Champenoise in der Flasche statt. Winzersekt hat hier ein Minimum von neun Monaten und wird danach mit dem Flaschenkopf nach unten in Rüttelborde gesteckt und vier Wochen lang (meist von der Hand) gedreht, damit sich die Hefe im Flaschenhals sammeln kann. Die Flaschenhälse werden dann im Kältebad gefroren, sodass beim Öffnen der Flasche durch den Kohlensäuredruck der gefrorene Hefepfropfen herausgeschleudert wird. Mittlerweile ist deutscher Winzersekt auf dem Weg zur internationalen Marke. In den letzten Jahren sind Manufakturen entstanden, oder traditionelle Winzer haben das Produkt neu entdeckt. Es wird mit traditionellen Rebsorten wie Elbling, Riesling und den Burgundersorten gearbeitet, aber es wird auch erfolgreich z. B. mit Blaufränkisch experimentiert. Herausragende Winzer und Kellereien sind u. a. Diel, Van Volxem, Breuer, Pawis, Raumland, August Kesseler, Barth, Sektgut Kirsten, Reichsrat von Buhl, Schloss Vaux und v. a. der Wilhelmshof. Rebsortenreine Sekte können genauso wie Cuvées ein Menü sehr gut begleiten. Je mehr Säure und Jugendlichkeit, desto schmaler das Glas. Die Temperatur:
Wie es gefällt, jedoch sollte gereifter Sekt sowie Rosé und Roter Sekt nicht unter 8 Grad und Sekt nicht schockgefroren oder in eisgekühlten Gläsern serviert werden – die ganze Mühe wäre damit erfroren. Meine Empfehlungen: An Volxem, Saar „1900“Brut Riesling Sekt (26 Euro, pinard-de-picard.de) und Schlossgut Diel, Nahe, 2009 Cuvée Mo Brut Nature (49 Euro, vicampo.de). Zu Ihrem Wohle, Ihr Hagen Hoppenstedt (Maître d’hôtel im Adlon Kempinski Berlin sowie Sommelier und Gastgeber in der Lobby Bar des Hotels, kempinski.com)