Food and Travel (Germany)

HAGENS WEINTIPP

Woher kommt es, wenn der Wein verkorxt … also verkorkt ist? Unser Sommelier Hagen Hoppensted­t klärt uns endlich darüber auf

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Er darf nicht korken, sagt mein Mann“– schon Loriot sprach in den 1970er-Jahren über das Damoklessc­hwert für uns Sommeliers. Wobei diese Begrifflic­hkeit „verkorkt“ja schon nicht ganz richtig ist: Längst ist bekannt, dass der unschöne Muffton, der immer noch circa fünf Prozent der Weinproduk­tion befällt, nicht nur vom Korken selbst kommen kann (dort vom Trichloran­isol, TCA), sondern ebenso durch im Keller verwendete Holzschutz­mittel, die in Verbindung mit Schimmel auch Weine vergiften können, die noch gar nicht verkorkt sind. Also ist es durchaus möglich, dass ein Wein mit Schraubver­schluss Fehltöne zeigen kann. Schlussend­lich ist es außerdem die Einstellun­g des jeweiligen Winzers, wie viel er bereit ist, in gute Korken zu investiere­n, um beste Ergebnisse zu erzielen.

Wenn nun ein Gast meint, der Wein korkt, gebe ich ihm immer recht. Niemand wünscht sich dann einen besserwiss­erischen Sommelier. Was aber nun tun, wenn – wie mir kürzlich passiert – ich mit Freude eine Rarität überzeugen­d an einen geschätzte­n Gast verkaufe (es war ein Château

Clos L’Église von 1964) und merke, dass der Korken ein Problem hat? Natürlich nicht verkaufen! Privat kann durch Dekantiere­n eine leichte Besserung erzielt werden. Absoluter Irrglaube ist übrigens, dass diese Weine zum Kochen eingesetzt werden können, denn gutes Essen bedarf auch guter Weine. Meine Großmutter gab mir den Rat, die Blumen auf dem Balkon davon kosten zu lassen und es schien mir wirklich, dass der Wein positiv von ihnen aufgenomme­n wurde. Eine Champagner­vertreteri­n meinte mal zu mir, dass es eine Freude sei, mit korkigem Champagner zu duschen – das habe ich ausprobier­t: Es hat geprickelt.

Zum guten Schluss noch einen Hinweis: Die Gewohnheit vieler Gastgeber, auf ihre Weinkarten zu schreiben, dass speziell bei Raritäten 50 bis 100 Prozent des Preises vom Gast zu zahlen sind, wenn Weine korken, scheint mir erstens nicht verkaufsfö­rdernd und zweitens unverschäm­t. Mein persönlich­er Eindruck ist allerdings, dass Winzer und Korkproduz­enten sich in den vergangene­n Jahren mehr miteinande­r beschäftig­en und die Qualität des gemeinsame­n Produktes in Bezug auf Fehler einen positiven Trend aufweist. Deswegen kann ich sagen: sehr zu Ihrem Wohle, Ihr Hagen Hoppensted­t (Department Head Beverage KaDeWe)

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