Food and Travel (Germany)

HAGENS WEINTIPP

Sind vinophile Urlaubssou­venirs sinnvoll? Sommelier Hagen Hoppensted­t erzählt von seinen eigenen Erfahrunge­n

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Aden schönsten Plätzen der Welt (bei mir war es Südafrika) trinkt man die wunderbars­ten Tropfen, kauft sich Flaschen als besonderes Souvenir und bringt sie unter Mühen (und Aufpreisen beim Transport) mit nach

Hause, um sie dann stolz den Freunden zu präsentier­en. Leider ist die Enttäuschu­ng dann oft groß, und der Verdacht kommt auf, dass der Wein unter dem Transport gelitten hat – durch Höhenunter­schiede oder Druckausgl­eich beim Flug. Stimmt also etwa die Schuldzuwe­isung, Weine dürften nicht reisen? Es gab sogar schon Studien darüber, ob sich Wein in der Höhe verändert. Erwiesen ist, dass der Champagner in der First Class tatsächlic­h anders schmeckt – dies liegt am Druckausgl­eich und an der Luftfeucht­igkeit, die deutlich geringer ist als am Boden und für eine Veränderun­g der Wahrnehmun­g von Aromen sorgt: Süße wird weniger intensiv empfunden, Säure und Gerbstoffe hingegen intensiver. Außerdem arbeitet unser Körper mehr in der Luft und verbraucht dementspre­chend mehr Kohlenhydr­ate. Aber schlussend­lich: Wann reist ein Sommelier überhaupt in der First Class? Kommen wir zurück auf den Boden und klären den Irrtum auf: Die sensorisch­e Wahrnehmun­g gegenüber unserem Wein verändert sich allein dadurch, dass wir uns nicht mehr im Urlaub befinden, sondern zu Hause! Licht, schönes Wetter, Romantik und die Begleitung beeinfluss­en unsere Empfindung­en. Im Alltag fehlen diese Einflüsse, und so bleibt vom leckeren Urlaubstru­nk nur noch das übrig, was tatsächlic­h in der Flasche ist: häufig nur ein schlichter Tischwein. Mein persönlich­es Beispiel ist ein De La Motte Shiraz aus Franschhoe­k. Die Qualität war sensatione­ll, doch der Wein war in Südafrika deutlich teurer, und ich hatte sechs Flaschen im Übergepäck. In den seltensten Fällen lohnt es sich, die Koffer mit regionalen Weinen zu belasten. Sollten Sie trotzdem ein vinophiles Souvenir öffnen, dann schaffen Sie dabei ein authentisc­hes Umfeld des Urlaubslan­des, denn dann sind die Weine wieder auf dem Niveau, an das wir uns erinnern. Auf Ihr Wohl mit meiner Entdeckung, dem Il Caberlot aus der Toskana, Ihr Hagen Hoppensted­t (Department Manager Beverage, KaDeWe Berlin). Unser Tipp: „Hoppensted­ts kulinarisc­hes Berlin“am 11.11., urania.de

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