Weintipp HAGENS
Für leichte Weine mit wenig Alkohol, aber vollem Aroma zur Fastenzeit, müssen Sie gar nicht weit über die Landesgrenzen hinwegschauen, meint Hagen Hoppenstedt
Der Wein soll leicht sein – doch bitte kein Leichtgewicht. Wo der Trend sonst zu üppigen Weinen mit reichlich Alkohol geht, tendiert das Bestreben in der Fastenzeit wiederum eher zur Reinigung des Körpers. Aber wir möchten doch trotzdem nicht auf gute Tropfen verzichten. Daher empfehlen sich zarte Weine. Viele Winzer stellen sich in dieser Zeit darauf ein und haben entsprechende Leichtgewichte im Programm. Diese sind leider oft dünn und nichtssagend – wenn sie überhaupt nach etwas schmecken, dann nach aromatisiertem Mineralwasser oder sauren Gummibärchen. Junge Weine sind aus unreifem Material und hohem Ertrag schnell produziert, einen Charakter sucht man dabei vergebens. Glücklicherweise geht es auch anders: Leichte Weine können auch durch mehr Arbeit im Weingarten hergestellt werden. Der Rebstock ist eine masochistische Pflanze, er braucht Stress und Konkurrenzdruck – damit meine ich eine dichte Bepflanzung und Begrünung der Rebzeilen. Zucker (und damit auch der Alkohol) entwickelt sich langsamer, und die Trauben können später gelesen werden, das bedeutet wiederum volles Aroma bei wenig Alkohol. Herausragende Weine in dieser Art sind für mich die des Weinguts Van Volxem an der Mosel oder auch die des Weinguts Christian Tschida im Burgenland. Kürzlich verkostete ich wieder die Weine der Kolonne Null: Der Verdejo ist ein gelungener Zuwachs des Sortiments. Dort entstand das Konzept, traditionell gekelterte und besonders aromatische Jahrgangsweine aus Deutschland und Österreich in Berlin einem Entalkoholisierungsverfahren zu unterziehen. So wird das volle Aroma erhalten. Das Ergebnis sind Sekte und Weine, die beim Fasten kein schlechtes Gewissen machen, aber dennoch geschmacklich gut sind. Eine weitere Empfehlung sind die alkoholfreien Varianten vom Weingut
Leitz. Sehr zu Ihrem Wohle. Ihr Hagen Hoppenstedt (Department Manager Beverage, KaDeWe Berlin). Unser Tipp: „Hoppenstedts kulinarisches Berlin“am 13. April, urania.de