Esskastanien sammeln in der Schweiz
Nussiger Holzkohlenrauch verrät, dass der Oktober Einzug gehalten hat im Bergell. Immer der Nase nach geht’s die Serpentinen hinab ins
Tal. Weiter unten wird das Blätterdach, das den Asphalt mit zarten Mustern überzieht, dichter. Das „Tal der Kastanien“birgt den größten Kastanienwald der Schweiz – und sogar Europas! Im Herbst bereiten sich die Orte dieser Schweizer Enklave auf das einmonatige Festival della Castagna vor. Bis ins frühe Mittelalter waren Kastanien ein Grundnahrungsmittel, das zu Mehl gemahlen und in Fleischpasteten eingearbeitet wurde. Heute sind sie eine beliebte einheimische Besonderheit, die bei Führungen durch die Haine, Verkostungen und beim öffentlichem Kastanienschlagen, bei dem die Nüsse aus ihren glänzenden Schalen befreit werden, entdeckt werden kann.
Dann fließt in Ascona und im Wallis Dragrà durch die Kehlen, ein Bier mit Kastaniengeschmack, und Familien mit rosigen Wangen genießen die frisch gerösteten Kastanien beim Brisolée, einer typischen schweizerischen Brotzeit mit Käse, Schinken und Speck. Beim Bummeln durch Castasegna können Sie alte Frauen beobachten, die mit bloßen Händen die stacheligen Kastanien
sammeln. Bei Brentan finden Sie eine öffentliche Sammelstelle. Auch entlang der Hauptstraßen dürfen Sie ernten. Betreten Sie bitte jedoch nie die Kastanienhaine – sie befinden sich alle in Privatbesitz.
Wie köstlich die Herbstfrucht des Bergells ist, zeigt das Grotto Baldoria grottobaldoria.ch in Ascona, wo die Kastanien in cremigen Risotti und Eintöpfen landen. In Solgio serviert das Hotel Palazzo Salis palazzosalis.ch, ein Palazzo aus dem 17. Jahrhundert mit gediegenen Barockinterieur, eine ausgezeichnete Kastaniensuppe mit Nüssen Ravioli und Würstchen.