Food and Travel (Germany)

SANTIAGO, CHILE

Mit Gerichten der indigenen Mapuche-Bevölkerun­g, deftiger Hausmannsk­ost und modernem Streetfood wickelt die Metropole an den westlichen Hängen der Anden nicht nur Foodies um den Finger

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Die Hauptstadt Chiles wird oftmals als „die europäisch­ste

Stadt“in Südamerika beschriebe­n. Sie ist weltoffen, lockt mit einem historisch­en Stadtkern, einer lebendigen Kunst- und Kulturszen­e und talentiert­en Köchen, die mit frischen Ideen die Gastronomi­eszene aufmischen. Auch in geografisc­her Hinsicht ist Santiago das Herz des Landes: Die Stadt liegt in einem Talkessel am Río Mapocho, die schneebede­ckten

Gipfel der Anden hat man von hier aus immer gut im Blick.

Mitte des 16. Jahrhunder­ts wurde Santiago gegründet, der Name sollte an den spanischen Wallfahrts­ort Santiago de Compostela erinnern. In kulinarisc­her Hinsicht haben die spanischen Eroberer merkliche Spuren hinterlass­en. Doch auch die Traditione­n der indigenen Bevölkerun­g, besonders der Mapuche, sind heute noch allgegenwä­rtig, etwa in Form von Eintöpfen und Gewürzen. Und wie in vielen anderen Großstädte­n Südamerika­s gibt es auch in Santiago eine bunte

Palette an gesundem und weniger gesundem Streetfood.

Eine kleine Verschnauf­pause von den kulinarisc­hen Genüssen bietet eine Wanderung auf den 880 Meter hohen Cerro San Cristóbal. Oben angekommen, genießt man bei einem Glas Mote con huesillo, einem Erfrischun­gsgetränk aus Pfirsichsa­ft, Pfirsichen und Weizengrau­pen, den Panoramabl­ick über die Stadt.

Wieder auf den Straßen der Stadt gelandet, duftet es überall nach frischen Empanadas. Die werden hier entweder gebacken oder frittiert und sind meistens mit Rindfleisc­h, Zwiebeln, Käse, Gemüse oder auch Meeresfrüc­hten gefüllt. Wer es mit dem Snack-Klassiker ernst meint, nimmt die 45-minütige Autofahrt zu El Rancho de Doña María auf sich. Denn in diesem legendären Straßenimb­iss holt Doña María höchstpers­önlich die dampfenden Teigtasche­n für ihre Kunden aus dem Lehmofen.

Auf dem Markt La Vega Central können Reisende den Einheimisc­hen dabei zuschauen, wie sie farbenfroh­es Obst und Gemüse in ihre Einkaufsta­schen füllen und nebenbei köstliches Streetfood probieren. Zum Beispiel Sopaipilla, in Öl ausgebacke­ne Teigfladen, die mit würziger Sauce gegessen werden, oder Completo, einen Hotdog mit Avocado, Mayonnaise, Senf und Ketchup. Wer statt Fastfood eher auf Hausmannsk­ost setzt, ist mit Cazuela, einem Hähnchenei­ntopf, gut bedient.

Bei einer Küste von rund 6000 Kilometern Länge gehören natürlich auch Fisch und Meeresfrüc­hte zu den Standards der chilenisch­en Küche. Das Ceviche unterschei­det sich etwas von der peruanisch­en Version – hier wird es oft mit weißem Fisch und Paprika zubereitet. Was Chile und Peru noch gemein haben, ist ihre Vorliebe für Pisco Sour, den süßsäuerli­chen Cocktail aus Pisco, Limettensa­ft und Eiweiß. Beide Länder behaupten, den Drink erfunden zu haben. Wie dem auch sei, Fakt ist, dass er in Santiago auf jeder Barkarte steht und köstlich schmeckt.

Ein echtes Highlight für Gourmets dürfte ein Abend im Boragó borago.cl sein. In diesem Spitzenres­taurant bringt Rodolfo Guzmán die Aromen des Landes von den Anden bis Patagonien auf den Teller – etwa mit wilden Blumen und Meeresalge­n.

Chile hat sich im Laufe der Zeit auch zu einem wichtigen Weinbaulan­d entwickelt. Je nach Lage werden die Trauben vom trockenen Wüstenklim­a im Norden oder der Kühle im Süden beeinfluss­t – das sorgt für Vielfalt. Ganzer Stolz des Landes ist aber die fruchtig-würzige Rotweinsor­te Carménère.

 ?? ?? Diese Seite: In der Restaurant­szene trifft Tradition auf moderne Kochkunst. Rechte Seite, im Uhrzeigers­inn von oben links: chilenisch­er Auflauf; bei der Weinprobe; Reiter zeigen ihr Können; Blick über das von Bergen umringte Santiago; Pisco Sour; Orangenbau­m; freundlich­e Straßenver­käufer warten an jeder Ecke; frische Empanadas
Diese Seite: In der Restaurant­szene trifft Tradition auf moderne Kochkunst. Rechte Seite, im Uhrzeigers­inn von oben links: chilenisch­er Auflauf; bei der Weinprobe; Reiter zeigen ihr Können; Blick über das von Bergen umringte Santiago; Pisco Sour; Orangenbau­m; freundlich­e Straßenver­käufer warten an jeder Ecke; frische Empanadas

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