Zeitloser Klassiker
Mural München
Nur wenige Restaurants schaffen es wie das Mural, in kürzester Zeit eine solche Anziehungskraft zu entwickeln. Es liegt etwas versteckt im Rückgebäude einer ehemaligen Industriehalle, die neben dem Restaurant auch das Museum of Urban und Contemporary Art (MUCA) beherbergt. Noch weniger werden dem Hype tatsächlich auch gerecht. Dass der Spagat durchaus gelingen kann, zeigt das Team um Gastgeber Wolfgang Hingerl, der zugleich auch Sommelier und somit ebenso verantwortlich für die außergewöhnlich ungewöhnliche Weinkarte ist. Mindestens ebenso spannend ist das, was unter den talentierten und verblüffend jungen Händen von Joannes Maria Kneip und Joshua Leise passiert. Gerade mal Mitte 20 sind die beiden Schüler von Johannes King. Kurz trennten sich die Wege, Kneip ging ins Berliner Facil und Leise zu Jan Hartwig ins Atelier. Seit September 2018 bringen sie als kreative Doppelspitze frischen Wind in die zeitweise doch eher etwas lethargische Gastro-Szene der bayrischen Landeshauptstadt. Auffällig sind die enorme Qualität und der regionale Bezug der Grundzutaten, aus denen die beiden jungen Köche ein Maximum an Geschmack herauskitzeln. Fast immer sitzen die Kombinationen auf den Punkt, zum Beispiel beim Short Rib mit Karotte, Knoblauch und Raps oder der Seeforelle mit Kalbskopf, Sauerkraut und Senf. Beeindruckend ist auch die optische Präsentation – wir befinden uns schließlich in einem Museum. Tatsächlich fragt man sich nicht selten: Ist das Kunst oder darf ich das essen? Eine sehr lässige Kunst, niemals aufgesetzt, sondern frisch, innovativ und ungezwungen. Food-Art meets Street-Art. Tagsüber kocht Matthias Barthelmes Bistro-Gerichte von der Tagesbar-Karte, samstags und sonntags wird gebruncht.