SEITE DREI 3 . Samstag, 28. November 2020 Schwäbische Zeitung - Anita und Alexandra Hofmann stehen seit Jahrzehnten auf der Bühne. Doch Corona hat den zwei Schwestern eine Zwangspause beschert – und auch vielen Menschen, die hinter den Kulissen der Konzertbranche tätig sind. Im Interview mit Daniel Drescher spricht Alexandra Hofmann über die Folgen der Pandemie, Kreativität und Fankontakt im Lockdown – und darüber, wie es war, selbst infiziert zu sein. war ich auch schon morgens um fünf Uhr unterwegs. Vorsichtshalber allein im Auto, damit ich niemanden anstecke und jederzeit umdrehen kann. Aber ich dachte, die Wahrscheinlichkeit liegt bei 0,03 Prozent. Und als ich dann das Ergebnis bekam, hab ich umgedreht und sofort meinen Mann, meine Kinder und ein paar Freunde nach Hause geschickt. Bis das Gesundheitsamt bei mir angerufen hatte, waren alle schon daheim. MESSKIRCH Frau Hofmann, Konzerthallen dicht, Auftritte abgesagt: Corona stellt auch die Veranstaltungsbranche auf den Kopf. Wie erleben Sie diese turbulente Zeit? Wie geht es Ihnen jetzt? Es geht mir wieder gut. Ich hab auch von Anfang an gesagt, dass ich keine Angst vor Corona habe – sondern davor, jemanden anzustecken, der darunter leidet. Bei mir selber war es nicht so schlimm, aber als meine Kinder auch Corona hatten, zwei Schulklassen sowie drei Fußballvereine daraufhin in Quarantäne mussten und man dann nicht weiß, ob die bei der Oma waren und sich das Virus auf diese Art verbreitet – da ging es mir richtig schlecht. Bis wir gewusst haben, dass alles safe ist. Für uns sind die Auftritte nahezu komplett weggebrochen, und zwar ab 17. März. Zu dem Zeitpunkt waren wir gerade auf Tournee und in Magdeburg in einem Hotel. Die Technik war schon aufgebaut und beim Frühstück haben wir erfahren, dass die Tour abgebrochen wird. Dann haben wir die Termine optimistisch in den Juli verlegt, was bekanntlich nicht funktioniert hat. Und seither sind die gesamten Veranstaltungen verschoben, abgesagt wurden zum Glück nur wenige. Wir sind daraufhin etwas kreativ geworden und haben hier mal ein Autokonzert gegeben und da mal einen Auslandsauftritt gehabt. Aber das ist nichts im Vergleich. Es ist unser Beruf, auf der Bühne zu stehen, wir machen das seit 32 Jahren. Der direkte Kontakt mit den Fans ist immer das Wichtigste. Dass wir bei dem Autokonzert keine Autogramme schreiben konnten, das war das Schlimmste für mich. Bei Ihnen selbst blieb es bei einem milden Verlauf? Ich bin ziemlich unempfindlich, was Schmerz angeht, ich kann mich schneiden oder verbrennen, das merke ich eigentlich nicht. Aber ich habe es drei Tage lang nicht ohne Schmerzmittel ausgehalten. Das haben Sie in einem zweiten Video erwähnt, das Sie ebenfalls gepostet haben. Ja, denn es gab viele Kommentare, in denen behauptet wurde, dass der Test falsch gewesen sei, oder so was wie „Wie blöd kann man denn sein, du hast dich gegen Grippe impfen lassen, du hast gar kein Corona“. Da melden sich dann auch sehr, sehr, sehr viele Corona-Leugner und nutzen so eine Plattform. Aber ich hatte es, und ich kann nur sagen, ich bin ein fitter Mensch mit einem megageilen Immunsystem. Corona wünsche ich niemandem, der kein gutes Immunsystem oder eine leichte Vorerkrankung hat. Bei uns auf dem Grundstück hatten es alle, meine Schwester auch, mein Mann, unsere beiden Söhne, unsere Mutter – alle bis auf den Opa. Meine Schwester und ich wohnen in einem Haus, Oma und Opa direkt daneben. Interview ● „Wir haben seit März Berufsverbot“ Schlagersängerin Alexandra Hofmann über Corona und die verheerenden Folgen für die Konzertbranche Anita Alexandra